Nach dem Kasia als Kind immer mal wieder durch ihre Therapien Haare und Fingernägel verlor, stabilisierte sich ihr Gesundheitszustand glücklicherweise im Teenageralter. Das junge Mädchen fand ihren eigenen Weg, mit der Erkrankung umzugehen und zu leben.
Im Alter von 16 Jahren erzählte Kasia ihrer Familie im Sommer 2011, dass sie eine Freundin auf ein Casting des TV-Formats „Germanys next topmodel – by Heidi Klum“ (Gntm) begleiten möchte. Kasias Mama war von der Idee wenig begeistert und versuchte ihrer Tochter zu erklären, was eine Teilnahme an einer solchen TV-Show nach sich ziehen könnte: Im Licht der Öffentlichkeit stehen, sich dem Urteil anderer stellen und evtl. auch damit umgehen zu müssen, dass man in einer solchen Show nicht so dargestellt werden könnte, wie man es sich wünscht und wie man wirklich ist. Kasia entschied sich dennoch, mit ihrer Freundin zum Casting zu gehen. Das Thema geriet im Anschluss zunächst wieder in Vergessenheit
Einige Monate später staunte Kasias Mama im November dann darüber, dass ein Brief des TV-Senders „Pro7“ in der Post lag. In dem Schreiben wurde mitgeteilt, dass Kasia unter mehr als 15.000 Bewerberinnen für die Top 50 ausgesucht wurde und an Gntm teilnehmen darf, sofern die Eltern für das minderjährige Mädchen den Vertrag unterschreiben. Adrianna war sehr verwundert über diesen Brief, da sie nichts darüber wusste, dass Kasia sich bei dem Casting auch selbst beworben hatte. Sie stellte ihre Tochter kurze Zeit später zur Rede: „Ich habe Kasia gefragt, wie es dazu gekommen ist, und da hat sie mir ganz ehrlich erzählt, dass sie bei dem Casting ausgesucht wurde, aber dass es ok wäre, wenn ich ihr die Teilnahme nicht erlauben würde. Sie hat meine Vorbehalte gegen die Teilnahme verstanden. Dennoch war es ihr großer Wunsch und als ich sie da vor mir gesehen habe, lief Kasias ganzes Leben noch mal vor mir ab. Ihre Kindheit, die Erkrankung und Kasias Träume jetzt. Kasia war so glücklich, unter den Top 50 zu sein, dass ich es einfach nicht übers Herz gebracht habe, ihre Teilnahme zu verbieten. Ich sah in ihren Augen so viel Hoffnung und Glück, dass ich sie mit vollem Herzen unterstützen wollte. Sie hatte so viel durchgemacht. Meine Tochter so voller Hoffnung zu sehen, das hat mich auch glücklich gemacht und ich dachte, wir gucken erst mal was passiert“.
„Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt hochschwanger und es ging mir nicht gut. Der Arzt hatte mich angewiesen zu liegen. Und so sagte ich Kasia, dass sie alle Vorbereitungen und Klärungen für die Sendung allein erledigen muss. Da ging es erst mal darum, in der Schule die Lehrer davon zu überzeugen, Kasia für die Show zu beurlauben. Pro7 hatte zugesagt, dass Kasia während der Zeit ihre Schule online weitermachen kann, sodass eine Beurlaubung nicht notwendig sein würde, doch damit musste die Schule auch erst mal einverstanden sein und ich wollte, dass wir auf alles vorbereitet sind. Kasia brauchte zudem die Erlaubnis des Senats (gebürtige Polin) und des Kinderarztes. Für all das hatte Kasia nur eine Woche Zeit und ich war mir eigentlich sicher, dass sie das in der Kürze der Zeit ohne meine Unterstützung nicht schaffen würde. Doch Kasia hat gekämpft und alles erledigt, so dass sie tatsächlich 2011/2012 an der 7. Staffel von Gntm teilnehmen konnte“.
„Bevor es dann anfing, hatten wir mit Kasia und der Familie noch mal ein ernstes Gespräch darüber, dass bei der Ausstrahlung im TV evtl. etwas so geschnitten werden würde, dass es interessanter für die Zuschauer ist, aber für Kasia verletzend sein könnte“, erinnert sich Adrianna. „Ja und dann ging es los“.
Kasias Wegbegleiterin während des gesamten Castings war Sara Kulka. Die gebürtige Polin Sara wurde am Ende Fünfte der 7. Staffel 2012 und erlebte die emotionale Reise der Sendung mit Kasia gemeinsam. Auch nach der Show blieben Kasia und Sara in Kontakt und auch wenn die Wege in unterschiedliche Richtungen gingen, hatten sich hier Freundinnen fürs Leben gefunden.
Sara Kulka erinnert sich gern an die Zeit zurück, und während sie zurückdenkt, strahlt sie über das ganze Gesicht.
„Kasia und ich, wir haben tatsächlich damals immer nur Blödsinn gebaut. Es hätte uns eigentlich nicht zusammenführen dürfen…“, erzählt Sara lachend weiter.
„Wir haben uns bei Gntm kennengelernt und dadurch, dass Kasia so jung war und ich meinen Bruder großgezogen hatte, war Kasia wie eine kleine Schwester für mich, die ich dort beschützt, mit der ich aber auch viel Quatsch gemacht habe“.
Sara spricht mit leuchtenden Augen weiter: „Dazu gibt es auch ein Video.
Da sollten wir für Taff (Anmerkung: Lifestyle-Magazin beim TV-Sender Pro 7) bei George Clooney klingeln, wo er angeblich gewohnt hat“.
Sara lacht laut und erzählt weiter, sie wären dann plötzlich von irgendwoher mit Eiern beworfen worden und Kasia sei überzeugt gewesen, die hätte George Clooney geworfen.
Kasia hätte dann laut gerufen: „Oh mein Gott, der George Clooney hat uns mit einem Ei beworfen“!
„Natürlich hatten wir aber auch sehr emotionale Momente. Kasia wollte die Staffel ja irgendwann verlassen, und ich habe sie aufgehalten damit sie nicht geht. Das war sehr emotional“.
In Thailand habe Kasia dann z. B. Essen geordert, weil sie gefühlt den ganzen Tag nichts gegessen hatten. „Wir haben uns dann Pommes usw. aufs Zimmer bestellt und dann Panik geschoben, als wir die Rechnung über ca. 80 Euro gesehen haben. Wir waren halt jung, wir hatten nicht viel Geld und bekamen auch keine Gage für Gntm. Darum haben wir dann getrickst und gesagt, dass wir das nicht bestellt haben, sondern jemand von der Produktion. So haben wir immer mal Leute an der Nase rumgeführt. Wir haben uns so kaputt gelacht. Aber alles war spaßig und immer human“.
Sara erzählt weiter: „Wir haben aber auch einmal richtig Ärger mit unserer Nanny bekommen, weil wir zu spät gekommen sind. Kasia war in Amerika in einem Guess-Shop und wollte sich unbedingt etwas kaufen. Zuletzt hat sie es doch nicht gekauft, aber wir sind deswegen dann zu spät gekommen und hatten dann Streit mit unserer Nanny“. „Oder am Venice Beach (Sandstrand vor Los Angeles) haben wir Volleyball gespielt und Kasia war der Meinung, ein Mann dort sähe aus wie Jesus. Wir haben ihn dann auch so gerufen und uns einen Spaß daraus gemacht. Er hat aber auch darüber gelacht“, erinnert sich Sara weiter.
Sie hat mein Leben einfach lustiger und schöner gemacht“.
Bild: Sara Kulka (l.) und Kasia Lenhardt (r.)
Und wie hat Sara Kasia als Mensch erlebt? „Die Kasia war richtig lustig, die war so… also weißt du, ich kenne kaum jemanden, der das Leben so genossen hat und dann noch so in vollen Zügen. Allein schon wie sie gelacht hat, da kannst du ein Stadion mit füllen, so mitreißend war das. Sie hatte denselben Humor wie ich. Sie war nicht schadenfroh, hat aber gern Leute auf die Schüppe genommen. Vor allem aber auch sich selber. Kasia konnte wahnsinnig gut über sich selber lachen. Was den Humor angeht, waren wir wirklich auf derselben Wellenlänge und das habe ich auch ganz besonders an ihr geliebt“
Das taten ebenfalls die Zuschauer und auch die Jury, welche sich in dem Jahr aus Heidi Klum, Thomas Hayo und Thomas Rath zusammensetzte.
Die Dreharbeiten begannen am 12. Dezember 2011 in München, wo die Kandidatinnen zunächst vor der Jury laufen mussten. Kasia schaffte es unter die Top 30, bevor das Feld durch die Teilnahme an einer Modenschau des Designers Guido Maria Kretschmer auf 25 minimiert wurde. In Thailand entstanden wunderschöne Fotos am Strand, bevor es für die Mädchen zur Fashion Week nach Berlin und in die Modelvilla nach Los Angeles ging. Nach Höhen und Tiefen erreichte Kasia am Ende das große Finale der Show, welche am 7. Juni 2012 live aus der mit 15.000 Zuschauern ausverkauften Lanxess Arena in Köln übertragen wurde.
Mit grade mal 17 Jahren belegte Kasia den vierten Platz. Es war die Erfüllung eines Traums für das junge Mädchen. Kasia liebte das Modeln und hat in den Folgejahren immer wieder Jobs angenommen.
Hauptberuflich wollte Kasia jedoch etwas anderes machen und deshalb widmete sie sich im Anschluss an den Trubel wieder dem Schreiben ihres Abiturs, bevor sie im Alter von 19 Jahren Mutter wurde und kurze Zeit später ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre begann. Ein Studiengang, den sie später gegen das Studium der Psychologie tauschte.
Das Thema passte auch besser zu der warmherzigen Kasia, die ein Gespür für die Menschen in ihrem Leben hatte. Dazu weiß auch Sara Kulka zurückblickend zu erzählen, wie empathisch Kasia gegenüber ihrem Umfeld war: „Als ich schwanger war zum Beispiel… ich hatte es geheim gehalten und nicht mal meiner Mutter verraten. Aber Kasia wusste das sofort, sie war so feinfühlig“.
Sara Kulka und Kasia blieben gute Freundinnen. Ihre Wege gingen in unterschiedliche Richtungen und auch wenn sie sich manchmal längere Zeit nicht sprachen, waren sie füreinander da. Vielen Dank Sara 🤍
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